Turmkugel und neue Wetterfahne

Kulturstiftung Sachsen-Anhalt feiert „Knopffest“ auf Schloss Allstedt

Die Metallwerkstatt Jörg Otto überarbeitete die Wetterfahne und Kugel. Foto: Steffen Schellhorn
Die Metallwerkstatt Jörg Otto überarbeitete die Wetterfahne und Kugel. Foto: Steffen Schellhorn

05.09.2025 | Schloss Allstedt. Ab heute grüßt wieder weithin sichtbar und glänzend eine neue Turmkugel auf dem Fachwerkturm von Schloss Allstedt. Darauf die neue Wetterfahne mit der Jahreszahl 2025. Im Zuge der jüngsten Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt auf Schloss Allstedt mussten Turmhaube, Turmkugel und Wetterfahne abgenommen werden. Die Montage der beiden bekrönenden Zierelemente durch die beteiligten Baugewerke wurde heute mit einer kleinen Zeremonie, dem traditionellen „Knopffest“, begangen: In der Turmkugel, dem sogenannten „Knopf“, sind Dokumente über das Sanierungsprojekt sowie drei Gedenkmedaillen aus den Müntzer-Gedenkjahren 1975, 1989 und dem aktuellen Jahr 2025 deponiert worden.

Seit 2023 saniert die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt am Schloss Allstedt mit Mitteln des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt aus dem gemeinsamen Sonderinvestitionsprogramm (SIP) für ausgewählte Burgen und Schlösser der Kulturstiftung. Im Juli wurden einige Räume wieder für die Öffentlichkeit geöffnet, jedoch ist die Anlage nach wie vor ein Sanierungsfall. Eine Herausforderung ist die Ertüchtigung des Fachwerkturmes, der an der südwestlichen Innenecke der Kernburg den Innenhof mit dem Zugang zur Schlosskapelle über eine Wendeltreppe verbindet. Er war zum Zeitpunkt der Übernahme der Schlossanlage durch die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt einsturzgefährdet und es bestand dringender Handlungsbedarf. Mit der Fertigstellung der Turmspitze ist nun wieder ein Meilenstein erreicht.

Die Turmspitze wurde unter teilweiser Verwendung von historischen Bauteilen aufgearbeitet und ergänzt und erst vor wenigen Wochen wieder aufgesetzt. Die alte Wetterfahne aus dem Jahr 1989 wird jetzt durch eine neue mit der Jahreszahl 2025 ersetzt, und auch die Turmkugel wurde aus Kupfer neu gefertigt. Letztere steht beim heutigen „Knopffest“ im Mittelpunkt: Sie wird im Rahmen einer kleinen Zeremonie und in Anwesenheit von Baubeteiligten und Gästen feierlich wieder auf die Turmspitze aufgesetzt. Zuvor wird eine Kartusche eingesetzt, die mit Erinnerungsstücken gefüllt ist. Der Inhalt ist mit Bedacht gewählt. Immerhin soll die Turmkugel als Zeitkapsel für künftige Generationen dienen und ihr Inhalt viele Jahre überdauern.

So ist eine kurze Beschreibung der aktuellen Baumaßnahme alterungsbeständig auf Spezialpapier gedruckt und wird mit den Unterschriften des Bauherrn und weiterer Beteiligter versehen. Drei Gedenkmedaillen aus den Jahren 1975, 1989 und 2025 werden darüber hinaus in die Kugel eingebracht. Sie markieren wichtige Termine des Gedenkens an Thomas Müntzer: 1975 wurden in der DDR zahlreiche Medaillen zur Erinnerung an den Bauernkrieg und den 450. Todestag des Reformators geprägt. Auf Schloss Allstedt wurde aus diesem Anlass eine Thomas-Müntzer-Gedenkstätte errichtet. 1989 war anlässlich des 500. Geburtstags ebenfalls ein „Thomas-Müntzer-Jahr“ mit zahlreichen Feierlichkeiten. Seit 13. Juli 2025 ist nun mit der Ausstellung „SEIN und SCHEIN. Thomas Müntzer“ eine neue Präsentation im Schloss zu sehen. Höhepunkt ist die immersive Inszenierung der Biografie Thomas Müntzers in der „Hofstube“.

Turmsanierung mit Mehrwert: Erkenntnisse der Bauforschung

Wie bei jeder Denkmalsanierung wurde auch bei der Sanierung des Fachwerkturmes baubegleitend Bauforschung betrieben, um Erkenntnisse zur Baugeschichte zu gewinnen. Die nachweisbar ältesten Hölzer in dem Fachwerkturm sind von 1660. Erstmals erwähnt wurde der Turm aber als Wendelstein bereits 1549/50, sodass es eine Vorgängertreppe an der Stelle gegeben haben muss. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Turm umfangreich saniert und teilweise neu aufgebaut. Dabei wurde für das Fachwerk Nadelholz verwendet, welches es notwendig machte, den Turm in den 1970er und 1980er Jahren notzusichern und mit einem innenliegenden Stahlskelett zu stabilisieren. Zu Baubeginn waren das Fachwerk und die Gefache des Turmes in einem schlechten Zustand. Die Hölzer waren verrottet und eindringendes Regenwasser hatte eine Notsicherung gegen Witterungsschäden notwendig gemacht. Zudem war die Treppe durch das Stahlskelett der 1970er Jahre zu eng, um sie als zweiten Flucht- und Rettungsweg aus den Ausstellungsbereichen im Ostflügel gebrauchen zu können.

Abbau, Sanierung und Ertüchtigung

Der Turm wurde bis in das Obergeschoss vollständig abgebaut. Noch brauchbare Hölzer des Fachwerks wurden nummeriert und beim Wiederaufbau zweitverwendet. Um das Erscheinungsbild des historischen Turmes mit seinen schlanken Hölzern zu erhalten, wurde ein weiteres innenliegendes und nicht ausgefachtes Holzskelett gebaut. In dieses wird eine neue Treppe aus Eichenholz eingesetzt. Die historischen Zu- und Ausgänge einschließlich der Sandsteingewände zur Kapelle und der historischen Tür zum Innenhof wurden erhalten und saniert. Der Wiederaufbau war komplex, da in den Anschlussbereichen im Laufe des Rückbaus immer neue Bauschäden zutage traten. 

Die Zimmermannsarbeiten und Mauerarbeiten wurden von der Firma Scholz Bau GmbH aus Halle ausgeführt. Die Metallwerkstatt Jörg Otto überarbeitete die Wetterfahne und Kugel. Die Tragwerksplanung erfolgte durch das Ingenieurbüro für Tragwerksplanung Bemmlott und die Objektplanung durch Hartkopf denk mal architektur. 

Die Sanierungsmaßnahmen auf Schloss Allstedt werden mit Mitteln des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt im Rahmen des gemeinsamen Sonderinvestitionsprogramms (SIP) gefördert.