Gemeinsame Stellungnahme
Kulturstiftung Dessau-Wörlitz | Kulturstiftung Sachsen-Anhalt | Stiftung Bauhaus Dessau | Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt | Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt
„Deutsch denken, deutsch fühlen - ich kann Alles, aber d a s geht über meine Kräfte." (Friedrich Nietzsche)
Kulturstiftungen Sachsen-Anhalts zum AfD-Vorschlag für eine neue Landeskampagne mit dem Slogan „#deutschdenken"
13. Mai 2025. Angesichts des Vorschlags der AfD-Fraktion für eine neue Landeskampagne verweisen die Stiftungsleitungen mehrerer Kulturstiftungen und der Gedenkstättenstiftung auf das obige Nietzsche-Zitat. Für sie reiht sich die Instrumentalisierung historischer Persönlichkeiten in die bisherigen Vorstöße der AfD ein, die deutsche Nationalgeschichte im Sinne ihres identitären Kulturkampfs zu vereinnahmen. Standen bisher einzelne Institutionen wie das Bauhaus oder die Landeszentrale für politische Bildung im Fokus der Angriffe, ist es jetzt die gesamte Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts.
So lautet der neueste AfD-Vorschlag, historische Orte von vermeintlich „nationaler Größe“ zu einer „Straße des deutschen Reiches" zu verbinden. Als Anreiz, möglichst viele davon zu besuchen (darunter dann wohl auch das Nietzsche-Haus in Naumburg), soll ein „Stolz-Pass" eingeführt werden, der an jeder Station abgestempelt werden kann. Die bestehende Förderung von Gedenkstättenfahrten soll hingegen gestrichen werden. Als Orte der Erinnerung an staatliche Verbrechen stehen sie aus AfD-Sicht offenkundig einem „grundsätzlich bejahenden, unbelasteten Umgang […] mit der deutschen Geschichte" entgegen.
Der Slogan #deutschdenken erinnert auffällig an die „Reichenberger Rede“ Adolf Hitlers aus dem Jahr 1938 vor begeisterten HJ-Angehörigen: „Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln […] und fühlen. […] [D]ann nehmen wir sie [- gemeint sind die Jugendlichen -] sofort in die Partei oder in die Arbeitsfront, in die SA oder in die SS […] und so weiter. Und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben, und sie sind glücklich dabei."
Wenn sich 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine Partei dieses Vokabular zu eigen macht und in dem Zusammenhang eine „kulturpolitische Wende um 180 Grad" verlangt, zeigt dies, in welcher Tradition sie zu verorten ist.