Schloss Goseck: Neue alte Perspektiven

So haben Besucher Schloss Goseck noch nicht gesehen und gehört

08.05.2025. „Setzen Sie sich zunächst an den Ginkgobaum im Schlosshof.“ Mit diesem Satz startet der virtuelle 360°-Rundgang der Schlossanlage Goseck. Für die Besucher beginnt damit dank modernem Smartphone oder Tablet eine Reise in die Vergangenheit. Sie können sehen, wie sich Gebäude und Gelände in den zurückliegenden Jahrhunderten verändert haben. 

Mit dem neu entwickelten „360°-Rundgang“ erfährt die Dauerausstellung „Schloss.Kirche.Goseck“ im erhaltenen Teil der bedeutenden mittelalterlichen Klosterkirche eine attraktive Ergänzung, die zugleich die aktuellen Ergebnisse der Bauforschung präsentiert. Sieben Stationen laden zur Erkundung von Kloster, Kirche und Schloss in verschiedenen „Zeitsprüngen“ ein. Die zeitlichen Ebenen orientieren sich dabei an den wesentlichen Etappen in der Entwicklung von Kloster und Schloss Goseck: der Gründung im 11. Jahrhundert, dem großen Umbau im 13. Jahrhundert, dem Umbau zum Renaissanceschloss im 17. Jahrhundert und der Umgestaltung zum romantischen Schloss im 19. Jahrhundert.

Der Rundgang beginnt am großen Ginkgobaum im Schlosshof. An einer ersten Station die beiden großen hochmittelalterlichen Bauphasen vorgestellt. Es ist ein beeindruckendes Erlebnis, wenn sich über dem heute einfachen Schotterweg zur Schlosskirche plötzlich wieder Langhaus, Seitenschiff und die doppeltürmige Westfassade erheben. So regelrecht in die Klosterkirche hineingezogen, nähert sich der Besucher über das Langhaus den unterschiedlichen Bereichen in der neuzeitlichen Schlosskirche. Von dort zurückgekehrt, erlebt er auf dem Hof einen großen Zeitsprung vom 11. bis in das 18. Jahrhundert. Danach führt an zwei Stationen auf der malerischen Schloss-Terrasse mit dem phänomenalen Blick ins Saaletal der digitale Weg vom Renaissance-Schloss des 16. Jahrhunderts über die weit in die Landschaft geöffnete Terrasse des 19. Jahrhunderts zurück in die Klosterklausur des 13. Jahrhunderts. Außerdem werden noch mehrere, sonst nicht zugängliche Räume wie beispielsweise die Vorkrypta, das Balkenzimmer, die Pölnitz-Gruft oder die Turmkapelle vorgestellt.

Insgesamt ist das Angebot somit auch ein Beitrag zur barrierearmen Erschließung des Gesamtkomplexes. Im jeweiligen Hauptpunkt gibt es eine kurze grundlegende Information, in den zahlreichen Unterpunkten werden die Einzelsituationen und Details erläutert. Hierbei entscheidet der Besucher aber selbst, wie tief er in ein Thema eintaucht. Wer beispielsweise „nur“ die historischen Bilder im Rundumblick anschauen möchte, kann die Informationsebene individuell ausblenden oder beschränkt sich auf die eine Hauptinformation. Für diejenigen, die es etwas atmosphärischer mögen, gibt es noch eine zuschaltbare Klangkulisse. Vögel zwitschern, Mönche singen, Hähne krähen, Glocken klingen. Besonderer Detailfreude ist es zu danken, dass in letzterem Fall tatsächlich Glocken aus der jeweiligen Zeit, also beispielsweise dem 11. oder 13. Jahrhundert zu hören sind. Mit Fug und Recht kann man sagen, so haben die Besucher Goseck noch nicht gesehen.

Das Angebot ist ausdrücklich eine Ergänzung zur Ausstellung. Das heißt, die Bereiche der schon bestehenden Präsentation werden bewusst mit in den Rundgang einbezogen. Außerdem erfolgt ausschließlich die Darstellung von Panoramen historischer Bauzustände, das heutige Original hat der Besucher ja vor Augen. Damit wird der neue Rundgang insbesondere dem Anspruch gerecht, dass Bauwerk selbst als Hauptexponat zu betrachten und dem Besucher am authentischen Ort konkretes Wissen zu vermitteln. Es ist also ganz bewusst kein „Film“, der losgelöst vom Objekt betrachtet werden kann. 

Handzettel für den Besucher vor Ort (pdf)

Link zum Verein Schloss Goseck