Schloss Neuenburg

Glanzvolles Zentrum ritterlicher Kultur

Zwischen 1090 und 1230 entstand die Neuenburg über Freyburg (Unstrut), die Schwesterburg der Wartburg. Bereits um 1150 hatte die Anlage (heutige Kernburg) die beachtliche Größe von ca. 6.000 m². Mit dem Aufstieg der Landgrafen von Thüringen zu einem der mächtigsten Fürstengeschlechter im hochmittelalterlichen Reich erfolgte ab 1170/75 der prachtvolle Ausbau, dessen Kernstück der hochmittelalterliche Palas mit der spätromanischen Doppelkapelle bildete. Die Kapelle gehört zu den künstlerisch erlesensten dieses Typus in Europa. Um 1230 maß die gewaltige Burganlage mit der neuen Vorburg ca. 30.000 m². Damit war sie mehr als drei Mal so groß wie die Wartburg und eine der größten Höhenburgen Deutschlands. Der Anteil authentischer Bausubstanz aus dem Hochmittelalter ist nahezu einmalig.
Im Auftrag Pfalzgraf Hermanns I. von Sachsen (ab 1190 auch Landgraf von Thüringen) vollendete um 1185 Heinrich von Veldeke zumindest teilweise auf der Neuenburg den „Eneasroman“, das erste ritterlich-höfische Versepos in mittelhochdeutscher Sprache. Im Epilog fand die „niuwenburch bi der unstruot“ explizite Erwähnung.
In den Jahren 1224/25 weilte die später heiliggesprochene Landgräfin Elisabeth von Thüringen auf der Neuenburg, Teile der legendarischen Überlieferung ihres Wirkens sind eng mit der Burg verbunden. Im Spätmittelalter war die Oberkapelle St. Elisabeth geweiht.
Die im Ursprung hochmittelalterliche Vorburg, also der „Wirtschaftshof“ mit dem markanten Bergfried „Dicker Wilhelm“, ist derzeit infolge der Nutzungen des 19. und 20. Jahrhunderts für Besucher in ihrer traditionellen Funktion nicht gut erkennbar. Doch kann hier noch sehr authentisch gezeigt werden, dass eine Burg (später Schloss) immer mit einer großen Wirtschaftseinheit verbunden sein musste, um die Versorgung eines solchen Mikrokosmos zu gewährleisten. Auf der Neuenburg soll das perspektivisch ganzheitlich dargestellt werden.

Geplante Maßnahmen im SIP

Alle geplanten Maßnahmen auf Schloss Neuenburg haben zum Ziel, die bedeutenden kulturellen Zeugnisse im Bereich der Burg durch eine grundlegende, nachhaltige Sanierung und Konservierung zu erhalten und zu sichern. Des Weiteren soll die seit Jahrhunderten gewachsene Einheit von Kern- und Vorburg zu einem kulturtouristischen „Erlebnisort Schloss Neuenburg“ weiterentwickelt werden. Insbesondere das Gelände der Vorburg soll neu strukturiert werden mit dem Ziel der Schaffung eines ganzjährigen Raumes zum Erleben der „Höfischen Kultur des Mittelalters“. Um eine solche touristische Inwertsetzung und damit eine Steigerung der Attraktivität und der Besucherzahlen zu erreichen, sind zahlreiche Einzelmaßnahmen in Planung. Als wichtige Voraussetzung für die Erreichung der genannten Ziele seien beispielhaft die Sicherung der öffentlichen Zugänglichkeit und der Rettungs- und Fluchtwege genannt.
Das Gesamtvorhaben stützt sich auf einen bereits vorliegenden Masterplan zur Weiterentwicklung des Geländes.

Die 930 m lange Burgmauer, die als Grundstücksgrenzbefestigung dient, soll auf einer Länge von etwa 785 m saniert und statisch ertüchtigt werden. Die Denkmalsubstanz wird unter Beteiligung der Bauforschung restauriert und konserviert. Im Rahmen der Umgestaltung der Freiflächen, die bisher als Personalparkplatz genutzt wurden, ist geplant, einen terrassierten Schlossgarten mit verschiedenen ortsbezogenen Gestaltungsthemen anzulegen. Verbliebene Flächen sollen für verschiedene Nutzungen (u. a. Parken) neu zoniert werden. Die Vorburg soll mit einer Steganlage barrierefrei erschlossen werden, die entlang der nördlichen Ringmauer auch Übergänge in den nordöstlichen Zwinger und die Kernburg bietet.

Im Bereich des romanischen Vorburgtores und der derzeit ruinösen Resten einer neuzeitlichen Scheune mit Ställen soll der zentrale Eingang zur Gesamtanlage neugestaltet werden. Geplant ist die Errichtung eines barrierefreien Besucher- und Informationszentrums mit einem Vorplatz im ehemaligen Torweg, einer zentralen Kasse, der Zugangskontrolle, der vertikalen barrierefreien Erschließung des Vorburgbereiches und der Veranstaltungsräume mit Museumsshop, Bistro und WC-Anlage.
Geplant ist des Weiteren die Errichtung eines Veranstaltungsgebäudes „Neues Zeughaus“ mit multifunktionalen, repräsentativen Räumlichkeiten für bis zu 199 Personen  und mit einem Gründach als Schlossgartenterrasse.
Der Bergfried III soll als „Geschichtenturm“ mit künstlerischen, audiovisuellen Rauminszenierungen zur ortsbezogenen mittelalterlichen Literatur und Sagenwelt eingebunden werden.

Im Bereich der nördlichen Kernburg ist als Ringschluss der Kernburg die Errichtung eines Werkstattneubaus mit Hausmeisterstützpunkt und Depot geplant. Die Freifläche zwischen Burggastronomie, Bergfried II und Besucherzentrum soll als zentraler Veranstaltungsbereich genutzt werden. Denkbar wäre hier beispielsweise die Errichtung eines Turnierplatzes für Großveranstaltungen, Märkte u. ä. Das sogenannte Siedlerhaus I soll energetisch saniert und zu einem Mehrzweckgebäude umgestaltet werden, das etwa für museumspädagogische Zwecke genutzt werden kann.
Errichtung eines Werkstattneubaus am ehem. Standort Bettenmeisterei als Ringschluss Kernburg mit Hausmeisterstützpunkt und Depot, Durchgang zwischen Zwinger/Kernburg 

Die Domänenscheune soll in Zukunft als „Gästescheune“ mit Zeltplatz, gelegentlich auch wie bisher als Marktplatz genutzt werden. Dazu ist geplant, das Gebäude mit einem Textildach zu versehen. Der ehemalige Kuhstall, der zurzeit nicht genutzt wird, soll räumlich gefasst werden. Dort sollen Freiraumangebote für Kinder und Jugendliche, eine robuste Sanitäranlage sowie Dusch- und Waschstelle für den Zeltplatz und Lagermöglichkeiten geschaffen werden.
Geplant ist darüber hinaus ein südlicher Rundwanderweg als Ergänzung zum bisherigen touristischen Angebot.
Ziel ist hier die verbesserte Erschließung der Burganlage für Radfahrer und Schulklassen sowie die Schaffung einer Ergänzungsfläche für Märkte oder kleinere Events.

Die einsturzgefährdeten Gebäudeteile der Domänen-Pächterwohnhäuser müssen in den Bereichen Dach, Fassade und Terrasse gesichert werden. Außerdem soll die südliche Ringmauer saniert werden. Im Zentrum der Maßnahmen steht hier die Wiederherstellung der öffentlichen Verkehrssicherheit. Außerdem ist geplant die Hoffläche in Verbindung mit der Erneuerung der Medienleitungen neuzugestalten.
Die Maßnahmen dienen auch der Vorbereitung zur späteren Erweiterung des Beherbergungsangebotes mit Ausrichtung auf jüngeres, urbanes Klientel. Angedacht ist hier der spätere Einbau von Ferienwohnungen in den Pächterwohnhäusern.